Die dunklen Jahre 1933 - 1945

Machtergreifung NSDAP

1933

Der 05.03.1933 ist wegen des "glücklichen Ausgangs der Wahl für die NSDAP" schulfrei. 

Mit dem 01.04.1933 werden von der Schule Bismarckstraße ( heute : Ebertstraße ) 40 Kinder an die Schule Klinkheide überwiesen. Nun sind in fast allen Klassen 60 Kinder.

Schuljahr 1934

1934

Um die Osterzeit werden alle Schulkinder zweimal gegen Diphterie geimpft, da in der Jugend gehäuft Erkrankungen vorkommen.

Am 19.08.1934 wird Adolf Hitler nach dem Tode Hindenburgs Regierungs- und Staatschef.

Im September herrscht eine so große Hitze, dass der Nachmittagsunterricht ausfällt.

Anfang November wird die Schulgemeinde gebildet. Der Schulleiter beruft deren Mitglieder.

Lehrerschaft, von links nach rechts: Ollig, Maibaum, Offergelt, Rothkranz, Heinz
Lehrerschaft, von links nach rechts: Ollig, Maibaum, Offergelt, Rothkranz, Heinz

Schuljahr 1935

1935

Anlässlich der Rückangliederung des Saargebietes an das Deutsche Reich findet am 01.03.1935 eine Feier statt. 

Der 06.05.1935 ist der Einführungstag der für dieses Schuljahr berufenen "Jugendwalter" in ihr Amt. 

Im Mai erklärt der Schulleiter den Eltern die Erhebung eines Lernmittelbeitrages. 

Für den Sommer vermerkt die Schulchronik: "Da die Kinder der oberen Jahrgänge zu 50-60% konfessionellen Verbänden angehören, steigt die Zahl der der Staatsjugend angehörigen Kinder nur langsam. Nach Ostern sind es kaum 30%. Zur besonderen Werbung kommt am 01.06.1935 der Gefolgschaftsführer Gerber nach Aachen. Obwohl der Schulleiter die werbenden Wort aufs Beste unterstreicht, ist kein Erfolg zu verzeichnen."

Einige Lehrer nehmen an national-politischen Schulungskursen in Kettwig teil. November 1935 spricht der Schulleiter zu den Eltern über die Einwirkungen des nationalsozialistischen Umbruchs und wirbt für die HJ. Es wird außerdem der "Sippenbogen" erläutert, den die Entlassschüler ausfüllen sollen. 

Für die Nikolausfeier stiftet die Gemeinde je Kind einen kleinen Beitrag. 

Im Winter herrschen Diphterie und Scharlach. Drei Kinder der Schule sterben an diesen Krankheiten. Das Winterhilfswerk wird durch die Schule kräftig unterstützt. Die Kinder sammeln und spenden alte Spielsachen, die in der Schule instand gesetzt werden.

Schuljahr 1936

1936

Die Schulsparkasse wird eingeführt. Bis Ostern haben die Kinder 84,60 Reichsmark gespart. Die Schulkinder führen eine Straßensammlung für das Winterhilfswerk durch.

Chronik:" Dank der fortgesetzten Werbung der Lehrpersonen war die Zahl der HJ-Mitglieder am Ende des Schuljahres bei den Mädchen auf 52% und bei den Jungen auf 47% gestiegen."

Ostern 1936 verfügt die Reichsregierung, dass die Kinder in die HJ eintreten müssen. Ergebnis: Nach Ostern wurden 93% der Schüler von der Hitlerjugend erfasst. 

Am 24.08.1936 wird der Schule durch ein Schreiben des NSDAP-Gebietsführers die Berechtigung erteilt, die Fahne der HJ zu hissen!

Klassenfoto 1937
Klassenfoto 1937

Bergmannskinder

1937

Um Ostern erhalten 110 Bergmannskinder 5 Wochen lang zum Frühstück Milch und Brötchen.

Schuljahr 1938

1938

Zitat aus der Chronik:
"Die Schuljugend beteiligte sich rege - ihren Kräften entsprechend - am Aufbauwerk des Führers. Die Kinder sammelten Altmaterial, besonders Stanniol und Tuben. Sie nahmen am Suchdienst zur Abwehr der Kartoffelkäfer teil. Zu Weihnachten verfertigten sie Spielsachen und Kleidchen für das Winterhilfswerk. Vom Oktober an wurden monatlich 2 RM als Kameradschaftsopfer an den Volksbund für das Deutschtum im Ausland abgeführt. Vom Juni 1938 an trat jede Klasse als Mitglied dem Volkbund für Deutsche Kriegsgräberfürsorge bei. Der Sparsinn der Kinder wurde weiter gepflegt. Die Kinder sparten im Schuljahr 37/38 171 RM. Zur Beschaffung von Lernmitteln für das Schuljahr 275 RM, dazu je 150 RM zur Errichtung einer Schülerbibliothek im nationalsozialistischen Geiste. Die vom Führer gestiftete Kriegsgeschichte von Hegemann erhielt auch unsere Schule. Die letzten Tage des Schuljahres standen ganz im Zeichen der Rückkehr Österreichs zum Deutschen Reich. Die sich drängenden Ereignisse wurden von der Jugend freudig miterlebt." 

Am 31.03.1938 feiern Frl. Offergelt und Herr Ollig im Beisein von vielen Lehrerinnen und Lehrern Kohlscheids ihr 25-jähriges Dienstjubiläum. 

Ostern sinkt die Schülerzahl auf 190 Kinder. Der Geburtenrückgang hat sich so ausgewirkt, dass nur noch die Hälfte der Kinder des Jahres 1920 da sind.

Vom 13. bis zum 24.09.1938 wird die Schule geschlossen, weil in den Nachbarschulen Fälle spinaler Kinderlähmung aufgetreten sind. Dafür fallen die Herbstferien aus.

Schuljahr 1939

1939

29.03.1939: Gemeinsame Entlassfeier aller Schulen Kohlscheids. Der Ortsgruppenleiter der NSDAP gibt "richtungsweisende Worte mit auf den Weg". 

18.04.1939: Mit dem Beginn des neuen Schuljahres wird die "Deutsche Schule" eingeführt. Jüdische Kinder dürfen die Schule nicht mehr besuchen. Die Kreuze werden aus der Schule entfernt. Drei Klassen erhalten "schöne, neue Führerbilder". Gebete werden verboten. 

19.04.1939: An diesem Tag ist laut Chronik "der Unterricht dem Werke des Führers gewidmet, der am folgenden Tage 50 Jahre alt wurde." Der Geburtstag selbst ist nationaler Feiertag. 

28.0.1939: Erzieherkundgebung in Aachen. Zwischen den Einzelvorträgen hören die versammelten Teilnehmer "die große Rede des Führers" (Antwort an Roosevelt). 

10.05.1939: Seit diesem Tag setzen nachts feindliche Einflüge ein. In der Umgebung fallen hier und da Bomben. Wenn die Sirenen heulen, müssen alle in den Luftschutzraum, manchmal mehrere Tage hintereinander. Der Alarm dauert meistens 2 - 3 Stunden. Die Kinder können am Tage nicht ausgeruht sein. Deshalb wird Mitte Juni der Unterrichtsbeginn allgemein auf 9.00 Uhr festgelegt. Da nur für eine Klasse Luftschutzraum vorhanden ist, wird der Unterricht so gehalten, dass jedesmal nur eine Klasse anwesend ist, der Unterricht wird bis 18.00 Uhr ausgedehnt. 

Lehrer Heinz wird im Juli zu einer 14-tägigen militärischen Übung und am 28.08.1939 zur Wehrmacht eingezogen. 

Am 01.09.1939 bricht während der Herbstferien der 2. Weltkrieg aus. Die Ferien werden bis zum 19.09.1939 verlängert, die Schule kann jedoch nicht beginnen, weil 2 Säle mit Militär belegt werden und nicht genug Luftschutzraum vorhanden ist. Nach behelfsmäßiger Herrichtung eines Luftschutzkellers beginnt am 29.09.1939 der Unterricht wieder. 

Am 02.10.1939 wird die ganze Schule mit Soldaten belegt, Unterricht kann nicht mehr gehalten werden. Die Lehrer und Lehrerinnen arbeiten während der arbeitslosen Zeit vielfach auf dem Bürgermeisteramt. 

12. - 14.10.1939 kann der Unterricht teilweise in Pannesheide stattfinden. Nachmittags wird die Schule in Straß zur Verfügung gestellt, so dass die Schülerinnen und Schüler vom 16.10. bis zum 11.11.1939 dorthin wandern. Während dieser Zeit regnet es fast ununterbrochen; der Weg ist sehr beschwerlich. 

Ende Oktober wird die Schule vom Militär geräumt und ab November kann wieder unterrichtet werden. Im Unterricht wird das Zeitgeschehen behandelt. Im Originaltext der Chronik heißt es dazu:" Die deutschen Kriegserfolge lösten große Begeisterung bei den Schülern aus." Der Winter des Jahres ist außerordentlich kalt. Die Öfen schaffen häufig die nötige Wärme nicht, es wird jedoch kein Tag ausgesetzt. Vor dem Unterricht benutzen die Soldaten die Klassenräume als Unterrichtsräume.

Schuljahr 1940

1940

01.01.1940: Die Kinder sammeln im neuen Jahr verstärkt Altmaterial.

20.03.1940: Entlassfeier, an der auch Lehrer Heinz "im Waffenrock" teilnimmt. 

01.04.1940: Lehrer Heinz gibt seine Dienstwohnung in der Schule auf, die vorläufig von dem neuen "Schuldiener", Herrn Leisten, bezogen wird. 

Ostern 1940: An die Kinder der vier oberen Jahrgänge wird als vorbeugende Gesundheitsmaßnahme Vitamin C in Tablettenform verabreicht. 

Ende April 1940 benutzt die Flak-Abteilung die Lindenbäume des Schulplatzes, um darunter ihre langrohrigen Geschütze aufzustellen, die so gut versteckt stehen. Die mächtigen Geschütze erregen besonders die Aufmerksamkeit der Kinder, die während der Schulpausen den Übungen der Soldaten zuschauen. 

Mai 1940 fallen die grauen Betonmauern des inneren Schulhofs. Gleichzeitig wird die im Vorjahr begonnene Abortanlage fertig gestellt. Der nunmehr freie Platz, der in den Herbstferien mit weißem Kies bestreut wurde, ist eine Zierde des Ortskerns. 

Am 10.05.1940 marschieren die deutschen Truppen in Holland und Belgien ein. Die Geschütze sind verschwunden und der Unterricht fällt aus. Den ganzen Tag über und während der folgenden Nacht sieht man mächtige Flugzeuggeschwader in westliche Richtung fliegen. Den ganzen Winter über waren Schule und Schulplatz vom Soldatenleben erfüllt, jetzt wird es ruhig.

Im Sommer 1940 sammeln die Kinder Heilkräuter und Altmaterial, alle 8 Tage werden Kartoffelkäfer gesucht, glücklicherweise jedoch keiner gefunden. 

Neue Öfen werden angeschafft, um im Winter ausreichend Wärme zu schaffen. Die Lehrer und Lehrerinnen helfen auf dem Bürgermeisteramt, die Lebensmittel- und Kleiderkarten auszuschreiben.

Schuljahr 1941

1941

Es wird wieder voll unterrichtet, denn es finden keine Feindflüge mehr statt. Die Hilfsschule siedelt nach Klinkheide über, da hier ein Saal frei ist. 

Am 05.03.1941 erhalten die Kinder erstmalig Halbjahreszeugnisse, weil das neue Schuljahr erst im Herbst beginnt. Im Laufe des Jahres werden immer wieder Kinder in Erholung geschickt, auch an der Kinderlandverschickung nehmen mehrere Kinder teil. 

Während der Wintermonate 1941/1942 verläuft der Unterricht weitgehend normal. Nach Fliegeralarm beginnt der Unterricht eine Stund später.

Im Februar wird der Unterricht um eine Stunde gekürzt, um Kohlen zu sparen.

Schuljahr 1942

1942

Am 29.03.1942 werden die Entlassschüler einen Tag nach ihrer Entlassung vom Bürgermeister Zimmermann auf den Führer verpflichtet. 

15.06. - 17.07.1942 werden die Sommerferien vorverlegt. Die Lehrpersonen sind verpflichtet, sich während der Ferien irgendwo im Dienst der Allgemeinheit zu engagieren. 

Am 14.10.1942 ordnet Bürgermeister Zimmermann als Ortspolizeibehörde an, dass infolge der allgemeinen Luftlage nur so viele Kinder in der Schule zuzulassen seien, als Schutzräume tatsächlich vorhanden sind. Die Zahl wird auf 53 festgelegt. Die Klassen werden nacheinander unterrichtet. Nach 14 Tagen wird die Verfügung wieder aufgehoben.

Schuljahr 1943

1943

Bei einem schweren Luftangriff auf Aachen am 13./14.07.1943 fallen auch Bomben auf Klinkheide. Schaden entsteht nur an den Dächern einiger Häuser. Nach dem Angriff geht man daran, für Klinkheide einen Bunker zu schaffen. Man treibt unter dem Schulplatz einen Stollen, stößt aber in 9 m Tiefe auf Wasser und muss die Arbeit wieder aufgeben. Dann versucht man, einen Stollen unterhalb der Schuttabladestelle in den Abhang zu treiben. 

Am 10.09.1943 wird Herr Heinz wieder zum Militär eingezogen. 

Kinder, die zur Höheren Schule gehen wollen, werden zum 1. Mal im Mai von einer Lehrerkommission geprüft. 

Die Luftangriffe nehmen zu. Der Unterricht muss sehr oft unterbrochen werden. Vor 10.00 Uhr darf keine hl. Messe gefeiert werden. 

Am 14.08.1943 beginnt das neue Schuljahr mit viel Alarm. Geht der Alarm über 24.00 Uhr hinaus, beginnt die Schule um 10.00 Uhr.

Schuljahr 1944

1944

02.09.1944 Überstürzte Schließung der Schule wegen der anrückenden Front. Jugendliche, die am Westwall schanzen sollen, belegen das Gebäude. Auch die männlichen Lehrpersonen werden beim Schanzen eingesetzt. Herr Leisten, der Mann der Hausmeisterin, muss die Schulmöbel ausräumen. Da alle Klassen, Lehrer- und Lehrmittelräume den Jugendlichen zur Verfügung stehen, verschwinden Sportgeräte, Bücher und Hefte. Es gelingt jedoch, die Schulakten vollzählig zu retten. 

Ende September müssen viele Lehrpersonen wegen der Zwangsevakuierung die Heimat verlassen. Frl. Offergelt jedoch gelingt es, sich dem Zugriff durch Versteckthalten zu entziehen. 

Am 16.10.1944 ziehen amerikanische Truppen kampflos in Kohlscheid ein.

Bis Dezember liegen die Truppen in Kohlscheid und Klinkheide. Die Bevölkerung kommt mit den Besatzungstruppen gut aus; besonders die Kinder, die ihnen unbekannte Leckereien ( z.B.: Kaugummi ) erhalten.

Klasse nach dem Krieg
Klasse nach dem Krieg

Kriegsende

1945

Die englische Besatzung rückt ein. Die Lehrerinnen und Lehrer werden durch Fragebogen auf ihre politische Zuverlässigkeit überprüft. 

Im Februar des Jahres werden die Eltern zur Bestimmung der Schulform befragt. 85% entscheiden sich für die konfessionelle Schule. Auf diesen Entscheid hin bestimmt der Schulausschuss 1946 die Schule Klinkheide zur katholischen Volksschule. 

Am 10.05.1945 werden alle Kampfhandlungen eingestellt und es schweigen die Waffen. Lehrer Büttgenbach bemüht sich um die Wiedereröffnung der Schulen. Die Schule Klinkheide hat einen Einschlag auf der Nordwestseite erhalten. Dadurch sind die beiden Klassenzimmer auf dieser Seite vorerst nicht benutzbar. Die drei anderen Klassenzimmer erhalten neue Scheiben. In den Jahren der Nachkriegszeit ist der Unterricht dadurch sehr erschwert, dass es an Unterrichtsmaterialien wie Heften und Büchern mangelt. Bücher und Lehrmittel sind zum Teil abhanden gekommen oder nicht mehr gebrauchsfähig. Dem Hausmeister, Herrn Leisten, ist es zu verdanken, dass die Schule nicht vollständig ausgeplündert wurde. So sind die Möbel fast noch vollständig vorhanden, ebenso Landkarten, Globen und die Lehrerbücherei. Trotz der ärmlichen Lebensverhältnisse ist der Gesundheitszustand der Kinder allgemein zufriedenstellend. Epidemien - wie teilweise in anderen Gegenden - treten nicht auf. 

In den ersten Nachkriegsjahren gibt es viele Schulversäumnisse wegen schlechter Schuhe. Erst gegen Ende 1948 verbessert sich die Lage. Die Kinder erhalten in der Schule vom Februar 1945 bis Anfang 1948 als "Schulspeisung" täglich einen halben Liter Suppe. An dieser Speisung nehmen bis zur Währungsreform 1948 alle Kinder teil. Von da an geht die Teilnehmerzahl immer mehr zurück. Anfang 1949 ist es nur noch ein Drittel. Bedürftige Kinder - in der Schule Klinkheide gibt es etwa 40 - sind von der Zahlung der Kosten befreit. Flüchtlingskinder gibt es in Klinkheide nur sehr wenige. 

Am 09.07.1945 nimmt der Flüchtlingslehrer Ferdinand Gilles den ersten Unterricht nach dem Kriege wieder auf. Die zum Unterricht berufenen Lehrpersonen müssen die Genehmigung der Militärregierung haben. 

Frl. Offergelt übernimmt mit dem 01.08.1945 die Stelle von Herrn Gilles, der nach Horbach geht.

Am 13.08.1945 kehrt Herr Ollig aus der Evakuierung zurück. Alle Klassen der Schule haben jetzt wieder Unterricht. Ständig melden sich aus der Evakuierung zurückgekehrte Schüler und Schülerinnen wieder an und auch noch neue Kinder kommen hinzu, denn jede noch leer stehende Wohnung wird Zurückgekehrten zugewiesen.