Belgier als Besatzungssoldaten in Kohlscheid

Weniger Bekanntes aus der Geschichte Kohlscheids

Der Erste Weltkrieg ( 1914 - 1918 ) brachte Kohlscheid viel Unglück. Seine furchtbare Bilanz: 247 Soldaten waren entweder gefallen oder in der Nachkriegszeit an den Folgen ihrer Verwundungen gestorben. Das waren rund 2 % der gesamten Bevölkerung. 94 verheiratete und 134 ledige Soldaten befanden sich zur Zeit des Waffenstillstandes noch in Gefangenschaft. 370 damals so genannte "Kriegsbeschädigte" waren zu beklagen. 94 Kriegerwitwen, 122 Halbwaisen und 8 Vollwaisen blieben zurück. Am 28.06.1919 wurde im Spiegelsaal von Versailles der Friedensvertrag abgeschlossen. In ihm wurde unter vielen anderen Dingen festgelegt, welche Siegermächte in der Nachkriegszeit Kohlscheid als Besatzung zu verwalten hatten. Diese Aufgabe fiel Franzosen und Belgiern zu. Die Franzosen verließen Kohlscheid 1929. Die Belgier beendeten bereits 1926 ihre Besatzung.

Aus dieser zuletzt genannten belgischen Besatzung gibt es in Kohlscheid erstaunlicherweise noch immer Spuren. Um den ungeliebten Besatzern ihren Auftrag zu erschweren, verdrehten Kohlscheider Bürger die meisten Wegweiser, um die Soldaten in die Irre zu führen. Als Reaktion darauf entschied die belgische Besatzung, dass Ortsnamensschilder und Wegweiser nur auf unveränderlichen Untergründen wie zum Beispiel Hauswände gemalt wurden. Wenn man vor dem Friedhofseingang in der Nähe von Langenberg steht und auf die schräg links gegenüberliegende Hauswand aus roten Ziegeln sieht, kann man noch schwach das große, schwarz umrandete weiße Ortsschild " KOHLSCHEID " erkennen. Es ist nun schon über 90 Jahre alt. In diese Zeit hinein sind auch die Umstände zur Einweihung des Klinkheider Ehrenmals einzuordnen, die bereits in der Ausgabe Nr. 11 der "Klinkheider Nachrichten" ausführlicher geschildert worden sind. Ein anderes Relikt aus dieser Zeit ist die Bezeichnung "Todesbahn" für den steil am Ende des KBC-Stadions ins Wurmtal führenden Weg, der früher von vielen Kohlscheider Kindern als Schlittenbahn - auch von mir - benutzt wurde. Man sollte also annehmen, dass der Name die Steilheit des Weges verdeutlichen sollte. Das aber ist nicht richtig. Dieser inoffizielle Name hat einen ganz anderen Hintergrund: Mit den belgischen Besatzungssoldaten lebten teilweise auch deren Familien mit in Kohlscheid. Die Erwachsenen hatten wenig Berührungspunkte mit der Bevölkerung des Ortes. Anders verhielt es sich mit den Kindern der Besatzer. Sie fanden oft unter gleichaltrigen Kohlscheider Kindern Kumpel mit denselben Vorlieben und Interessen. Besonders bei Sport und Spiel. Im Sommer spielte man zusammen Fußball und im Winter rodelte man. So geschah es auch im Winter 1921/1922 an dem steilen Weg ins Wurmtal. Da ist es geschehen, dass ein Kind eines belgischen Besatzungssoldaten mit dem Schlitten von der Bahn abkam und so schlimm stürzte, dass es zu Tode kam. Nur wenige wissen, dass dieses traurige Ereignis der Hintergrund für den früher gebräuchlichen Namen "Todesbahn" ist.